Menschenhand

Eine Blume stand am Wegesrand,
die Versuchung war groß für meine Hand,
doch innehaltend ließ ich sie stehn
und gedankenverloren war ich am Weitergehn.

Im nächsten Jahr staunte ich nicht schlecht,
als an gleicher Stelle, mir zur Recht,
eine Schar Blumen dort weitläufig grüßten
und mir zur Freude den Spaziergang versüßten.

Und all dies entstand,
ganz ohne Menschenhand,
man glaubt es kaum,
es ist wie ein Traum!

Wieder ein Jahr später, konnt ich`s kaum glauben,
eine Blumenwiese erwuchs dort, ich rieb mir die Augen,
prächtig und bunt streckten sie ihre Köpfe `gen Himmel,
Menschen und Insekten machten um sie ein Gewimmel.

Ein Jahr später, ich freute mich schon sehr,
auf den Spaziergang zu dem Blumenmeer,
dort angekommen, blieb ich erstaunt stehn,
so weit das Auge reicht, konnt ich Blumen sehn.

Und all dies entstand,
ganz ohne Menschenhand,
man glaubt es kaum,
es ist wie ein Traum!

Was für ein Paradies für Mensch und Tier,
das dachte ich freudig, bewundernd mir,
hat die Natur dort in Kürze geschafft,
und alles steht hier so gesund im Saft.

Viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten,
leben in Harmonie im Flora- / Faunagarten.
Ein wahres Wunderwerk der Mutter Natur,
hier tankt man Kraft und es bringt Erholung pur.

Und all dies entstand,
ganz ohne Menschenhand,
man glaubt es kaum,
es ist wie ein Traum!

Als ich wieder mal freudigst dorthin ging,
war es für mich schon arg ein starkes Ding,
dass man nun für den Besuch zu zahlen hat,
ich legte den Schein hin, aber ich war platt.

Irgendwie konnte ich es nicht so recht verstehen,
war dieser Eintrittspreis für, dass in die Naturgehen?
Oder galt er als Entlohnung für menschliche Arbeit?
Oder als Vergnügungssteuer für hier verbrachte Zeit?

Ich glaub`s noch kaum,
leider ist`s kein Traum,
ja dies entstand,
durch Menschenhand!

Viele Jahre war ich nicht mehr dort,
die Erinnerung allein trug ich hin fort,
dann kam es mir einfach so in den Sinn,
erwartungsfroh ging ich dort wieder hin.

Eintritt zahlen muss man nun nicht mehr,
dieser Anblick …, er gäbe es auch nicht her,
eine Autobahn hat das Paradies zerstört,
keine Blume, kein Getier man sieht oder hört.

Ich glaub`s noch kaum,
leider ist`s kein Traum,
ja dies entstand,
durch Menschenhand!

Was ging mir nun alles durch den Kopf,
Vorwürfe und Anklagen waren im Topf,
ebenso wie Fassungslosigkeit und Wut,
auch viele Fragen zu Zivilcourage und Mut.

Verzweifelt und am Boden zerstört,
hab ich nicht mal mehr den Lärm gehört.
Mein Trauer-Schmerz hat alles übertönt,
auch der Ausgleichstümpel hat nicht`s versöhnt.

Ich glaub`s noch kaum,
leider ist`s kein Traum,
ja dies entstand,
durch Menschenhand!

Viele Jahre ist dies nun her,
heute trag ich daran nicht mehr so schwer,
zwar ist die tiefe Wunde mir nie verheilt,
dies hab ich wohl mit tausend Anderen geteilt.

Selbst bin auch ich schon darauf gefahren,
das ungute Gefühl wird weniger in den Jahren.
So vieles wird gedankenlos im Alltag hingenommen,
einstige Ziele, die Ideale, sind nur noch verschwommen.

Karin Erber (2016)